Kleine Potentiometer sind schlechter als grosse
Diese Aussage ist völlig unsinnig.
Mein Ziel ist es, diese Behauptung zu widerlegen. Dabei werde ich mich verständlich ausdrücken und keine wissenschaftliche Fachsprache verwenden.
Ein Potentiometer soll den Stromfluss reduzieren, indem er den überschüssigen Strom in Wärme umwandelt. Ein Gitarrensignal arbeitet im Millivolt-Bereich. Die eigentliche Verstärkung erfolgt erst im Verstärker. Deshalb ist es nicht ratsam, ein normales Gitarrenkabel zu verwenden, um den Verstärker mit dem Lautsprecher zu verbinden. Es wird heiss und kann sogar schmelzen.
Damit der Potentiometer nicht überhitzt, benötigt er einen Kühler. Das Gehäuse dient dabei als Kühlkörper. Wenn der Potentiometer viel Strom in Wärme umwandeln muss, sollte der Kühler entsprechend gross sein. In einer elektrischen Gitarre, die nur mit wenigen Millivolt arbeitet, ist hingegen kein grosser Kühler erforderlich. In E-Gitarren könnten sogar Gehäuse-lose Einstellregler eingebaut werden.

Die Kühlung durch das Gehäuse zeigt sich auch beim Löten. Während die Kabel problemlos an die Anschlüsse des Potentiometers oder Schalters gelötet werden können, kann es schwierig sein, den Masseanschluss an das Gehäuse des Potis zu löten. Dies liegt daran, dass günstige Lötkolben nicht genügend Leistung haben, um die Lötspitze konstant mit ausreichend Hitze zu versorgen. Denn das Gehäuse des Potentiometers entzieht gewissermassen die Hitze von der Lötspitze, wodurch diese stark abkühlt und das Lötzinn nicht ausreichend schmilzt.
Qualität statt Grösse
Wahr ist: Kleine Potentiometer sind oft von minderer Qualität. Sie neigen dazu, ungleichmässig zu laufen, schnell abzunutzen (chrosen) und vor allem eine hohe Toleranz zu haben. Wenn also «250k» darauf steht, kann der tatsächliche, der gemessene Wert locker zwischen 190 und 310 Kiloohm liegen. Hochwertige Potis haben in der Regel eine kleinere Toleranz und sie ist deklariert. In der Regel steht dann sowas wie: «250k, 10%». Auf dem Potentiometer steht das zwar meistens nicht, aber zu den Potis lassen sich auf der Herstellerseite die entsprechenden Sheets finden.
Warum dies jedoch auch von Vorteil sein kann und warum der Widerstand der Potentiometer in E-Gitarren sehrextrem unterschätzt wird, erkläre ich in einem anderen Beitrag.
Es gibt hochwertige Mini-Potentiometer, wie zum Beispiel die CTS Mini-Pots, die ich persönlich in einigen Gitarren verbaue.

Qualität statt Grösse
Fazit: Kleine Potentiometer sind keineswegs schlechter als grosse. Sie haben durchaus ihre Berechtigung in der Gitarrenwelt. Wer schon einmal an einer Gitarre gelötet hat, weiss, dass es manchmal sehr eng zugehen kann. Man lötet alles perfekt zusammen, aber wenn man die Elektronik einbaut, funktioniert plötzlich nichts mehr, weil irgendwo ein Pluspol einen Minuspol berührt oder die Fräsung im Body nicht tief genug ist. Einige Gitarren werden ab Werk mit kleinen Potis ausgestattet, und grosse Potis passen dann oft nicht hinein. Auch hochwertige Blade-Switches können zu breit sein, um in solche Gitarren eingebaut zu werden.
Kurz gesagt: Investiert in Qualität, es lohnt sich. Denn letztendlich kommt es auf die Qualität an, nicht auf die Grösse.
Tipp
In der Gitarrenbarn kannst du verschiedene Potentiometer ausprobieren. Das wird dir helfen, die richtige Wahl zu treffen.
* Betrifft generell CTS Potentiometer aber nicht alle. Folgende Modelle lassen sich schwieriger drehen und sind guter Qualität.
- Solid shaft, 250K-ohm CTS #450S 3487
- Split shaft, 250K-ohm CTS #450S 3484
- Solid shaft, 500K-ohm CTS #450S 3488
- Split shaft, 500K-ohm CTS #450S 3485
- Long split shaft, 500K-ohm CTS #450S 3486